In uns allen steckt nicht nur ein Homo sapiens, sondern auch ein Homo mobilis. Waren dem Menschen zunächst Beine und ein aufrechter Gang genug, brauchte er bald mehr, um seinen Lebensraum zu behaupten und auszudehnen. Neue Fähigkeiten und Techniken – das Feuermachen, die Schrift, der Buchdruck und vieles mehr – haben die Entwicklung der Menschheit massgeblich verändert. Das Rad, so selbstverständlich es uns heute auch erscheinen mag, war ohne Zweifel eine dieser «Disruptionen», die den Menschen zur dominierenden Spezies und zum verbreitetsten Säugetier der Erde machten.

Die grenzenlose Mobilität hat eine solche Bedeutung für uns erlangt, dass wir bereit sind, Jahre unseres Lebens im Auto zu verbringen. Auch nehmen wir dafür in Kauf, mit den dafür erforderlichen Infrastrukturen – Strassen, Schienen, Kanälen, Start- und Landebahnen – unseren Lebensraum zu belasten. Vor allem aber ist uns der Verkehr mit Abstand am meisten Energie und einen Grossteil der Luftschadstoff- und Lärmemissionen wert.

Doch Mobilität ist mehr als Autofahren und Ferienflugreisen. Die Gründe und die Mittel, warum und wie sich Menschen von A nach B und von dort nach C bewegen, sind unterschiedlich – und längst nicht immer Luxus: 68 Millionen Menschen weltweit sind mit oftmals nicht viel mehr als ihrem Leben auf der Flucht vor Krieg, Not und Vertreibung; Chinas Wanderarbeiter suchen Tausende Kilometer von ihren Familien entfernt Arbeit; in den USA wohnen Menschen in ihren Autos, um für den harten Arbeitsmarkt mobil genug zu sein; Abermillionen Pendler in Europa und der Schweiz sind täglich mehrere Stunden zwischen ihrem Zuhause und ihrem Arbeitsplatz unterwegs.

Mobilität findet aber auch woanders statt: im Kopf! Wer sich tagtäglich durch verstopfte Strassen kämpft – laut dem Bundesamt für Strassen ASTRA stand der Verkehr auf den Schweizer Nationalstrassen vergangenes Jahr für über 25 000 Stunden still –, weiss, dass wir mit immer mehr Autos und Strassen nicht mehr weiterkommen. Stattdessen brauchen wir ein neues Verständnis und Verhalten, um uns wieder flüssig und entspannt fortzubewegen.

Das gilt selbstverständlich auch für den Transport von Gütern, die in gewaltigen Mengen von einem Ende der Erde zum anderen unterwegs sind. Auch hier brauchen wir neue Lösungen und Verhaltensweisen.

In dieser Ausgabe von E& zeigen wir deshalb unterschiedlichste Ansätze der Energieforschung, wie wir mit einer anderen Mobilität viel bewegen können. So können uralte Menschheitsträume von selbstfahrenden und sogar «fliegenden» Autos schon in naher Zukunft wahr werden. Zugleich haben wir es etwa mit dem Smartphone wortwörtlich in der Hand, viele Wege gemeinsam mit anderen und damit energie-, emissions- und platzsparender zurückzulegen.

Gründe genug also, das Thema Mobilität in seiner Vielfalt zu beleuchten, ohne Mahnfinger, wissenschaftlich nüchtern, aber durchaus auch mit der Faszination, die die Fortbewegung seit jeher auf uns Menschen ausübt. Wir hoffen, damit auch Ihrer Mobilität neue Impulse zu geben.